dream on two wheels

Gegen Wind, Schotterpiste und sich selbst ... auf Boliviens Lagunenroute

"Diese Fahrt ist kein Picknick und das bolivianische Hochland ist nicht Disneyland; Gefahren sind real und allgegenwärtig. Ohne GPS oder wenigstens einen Kompass ist diese Route, auch "Ruta de las Joyas altoandinas" genannte Strecke nicht zu empfehlen....Essensvorräte für 10 Tage...nur im den Monaten Juli bis Oktober...Biwakausrüstung bis -20 Grad." Einige der Empfehlungen aus unserem einzigen Reiseführer "Lateinamerika Bikebuch" den wir mitschleppen.

Fast alle Empfehlungen können wir erfüllen, aber auch eben nur fast alle...denn es ist definitiv Regenzeit aber seitdem wir in Südbolivien sind haben wir noch nicht einen Regentropfen abbekommen. Nach vielen Überlegungen, Gesprächen mit Ortskundigen entschließen wir uns dennoch diese abenteuerliche Route, die sogenannte Lagunenroute, in den Hochanden Boliviens zu fahren. Bereits im Auto eine anspruchsvolle Route, wird die selbige für Radfahrer zum absoluten Abenteuer. Für viele Tourenfahrer ist diese Route daher ein fester Bestandteil auf dem Weg nach Süden und wir wollen es auch wagen.

Da die klassische Route über den Salar de Uyuni führt müssen wir die ersten drei Tage bis zur Laguna Colorada abwandeln denn der Salar ist aktuell nicht überquerbar. Für uns hat das den Vorteil das wir nur für 6 -7 Tage Vorräte mitschleppen müssen denn die ersten zwei Tage kommen wir täglich durch zumindest ein Dorf wo es Basisvorräte zu kaufen gibt. Noch viel wichtiger Als Nahrung ist allerdings Wasser denn im Notfall mal weniger essen oder eine Mahlzeit weniger geht vielleicht noch aber ohne Flüssigkeit können wir nicht überleben. Aus Erfahrung anderer Routen wissen wir das wir als Minimum ca. 8 L in 24 h inklusive Kochen benötigen und das ist auf einer permanenten Höhe von über 4000 Metern über dem Meeresspiegel, trockenem Klima und heftigem Wind eigentlich noch viel zu wenig. 10 L wären besser ist aber vom Gewicht kaum realisierbar da wir immer für 2 Tage Wasservorräte schleppen müssen. Ach ja, was wir noch nicht erwähnt haben, es gibt auf dieser Route bis zur chilenischen Grenze keinen Asphalt und Teile der Strecke muss man auch einplanen zu schieben. Wir rechnen mit nicht mehr als 30-40 Tageskilometern und das soll sich im Nachhinein auch bewahrheiten.

Wir radeln also mit den schwerbepackten Rädern los. Unser Weg führt uns als erstes zu einer Kuriosität, nur wenige Kilometer außerhalb der Stadt Uyuni, dem Eisenbahnfriedhof. Hier stehen an die 100 Lokomotiven, Wagen und Kessel aus vergangenen Zeiten und bieten dem Touristen und Einheimischen eine interessante Mischung aus Altmetallersatzlager, Abenteuerspielplatz und open air Kunsthalle. 

Eisenbahnfriedhof bei Uyuni, Train cementery near Uyuni

Noch in Uyuni selbst endet der Aaphalt und den werden wir auch für die nächsten ca.  350 Kilometer nicht mehr zu Gesicht bekommen. Direkt außerhalb der Stadt beginnt die endlose Wüste und wir erahnen hier bereits in einem kleinen Vorgeschmack was auf der Lagunenroute auf uns zukommen wird. Zunächst einmal können wir aber "Strecke machen" denn wir haben Seitenwind von schräg hinten und das hilft durchaus enorm. Wir radeln 95 Kilometer bis zur Kleinstadt San Christobal und kommen in einer der örtlichen Herbergen unter. Es gibt nur noch Einbettzimmer denn in der Stadt findet gerade irgendein Fest statt und die restlichen Zimmer sind schon reserviert oder vergeben. Egal, wir sind hundemüde und quetschen uns zu zweit in das kleine Bett. Da rentieren sich die abgenommenen Kilos doch glatt mal! Die Nacht ist wegen des festes laut und kurz und wir stürzen uns ein wenig grummelig und unausgeschlafen auf die Piste Richtung Villa Alota. Die schlechte Laune verfliegt wie im Nu denn die Landschaft wird mit jedem Kilometer beeindruckender. In der Ferne tauchen die ersten schneebedeckten Berge und Vulkane auf und der Autoverkehr kommt fast volldtänfig zum erliegen.. wir sind in der Einsamkeit angekommen! Unsere vorletzte Berührung mit der Zivilisation für die nächsten 48 h ist das Dorf Villa Alota nach 60 Kilometern. Eine Ansammlung von Häusern entlang einer staubigen Hauptstraße, drei einfache Unterkünfte, zwei mini Läden...es folgt das Dorf Villa Mar wo wir ein letztes Mal für die nächsten zwei Tage Wasser auffüllen und ab hier geht es auf eine kleine Schotterpiste Richtung Laguna Colorada und endgültig in die "Wildnis"

Die Piste wird deutlich schlechter als auf der ebenfalls unbefestigten Hauptstraße der letzten zwei Tage. Die Kunst ist es im Grunde die "richtige Jeep-Spur" zu finden und die meiste Zeit können wir , wenn auch nur langsam, fahren.

Wüstenstraße zwischen Uyuni uns San Christobal, Desert Road between Uyuni and San Christobal

Road from Villa Mar to "Rock Forest", Straße von Villa Mar zum Steinwald

We pass by a small Lagoon with Flamingos, wir kommen an einer kleinen Lagune voll von Flamingos vorbei

which way??? Wo lang???

Gegen späten Nachmittag erreichen wir nach 44 Kilometern einen See an dessen Ufer wir entlang zum "Steinwald" radeln. Hier wollen wir einen windgeschützten Platz zum zelten finden denn seit Mittags bläst uns der Wind unentwegt seitlich oder frontal entgegen. Der Zeltplatz zwischen den  in der Nachmittagssonne rot glühenden Felsen ist wind- und Sicht geschützt  und es bleibt genug Zeit zwischen kochen und Dämmerung die Aussicht von den Felsen zu genießen...

we camp in the Stone forest, wir zelten im Steinwald

a perfect Camping spot, ein perfekter  windgeschützter Zeltplatz

view from the rocks, der Ausblick von den Felsen

Am nächsten Morgen verlassen wir den Steinwald weiterhin in Richtung Laguna Colorada. Die Piste wird nun deutlich schlechter. Es ist oft schwer eine fahrbare Spur zu finden. Immer wieder müssen wir von den Rädern steigen und Streckenabschnitte schieben weil der Sand zu weich zum fahren ist, zu große Steine fahren unmöglich machen oder das Relief der Waschbrettmusters der Piste zu heftig ist. Manchmal treffen wir auch auf eine "herrliche" Kombination aus allem...!  

on the way to the Laguna colorada, auf dem Weg zur Laguna Colorada

Wir schieben bzw. radeln so gut es geht einen Pass hoch. Seit heute überholen uns häufig auch die Tourenjeeps die in 3-5 Tagen die (leider) Massen von Touristen durch den Nationalpark schleusen.

Wir stellen ziemlich schnell fest das es bestimmte Tageszeiten gibt zu denen die ca. 60-80 Jeeps innerhalb kürzester Zeit an uns vorbei rauschen. Je nach Windrichtung werden wir dann in eine Dauerstaubwolke gehüllt, Die wenigsten Fahrer machen sich die Mühe langsam an uns vorbei zu fahren, nur wenn offensichtlich einer der Touristen ein Foto von uns machen möchte fährt man langsam, knipst ohne Vorwarnung Fotos und gibt dann wieder schön Vollgas zum Durchstarten und Staub aufwirbeln.

Wir erreichen erst kurz vor Sonnenuntergang den höchsten Punkt des Passes. Wir sind ziemlich in Eile einen Zeltplatz zu finden denn sobald die Sonne untergeht ist es auf 4800 Metern doch recht kalt und ungemütlich. Wir finden einen windgeschützten Platz  unterhalb einer kleinen Felsgruppe. Wir schlafen eigentlich nur ungerne in solchen Höhen. Normaler Weise versuchen wir immer noch einige hundert Höhenmeter von einem Pass wieder runter zu fahren aber es ist heute einfach nicht mehr zu schaffen. Wir haben die Erfahrung gemacht das wir in diesen extremen Höhenlagen oft unruhig schlafen oder sogar unter regelrechter Schlaflosigkeit leiden aber heute Nacht sind wir offensichtlich zu erschöpft....

Radko baut das Zelt auf während ich den Kocher zünde. Wir haben noch ca 45 Minuten Licht. Der Schnelligkeit halber schmeiße ich alles zusammen in den Topf....Zwiebel, Knoblauch, Öl, Tunfisch, Tomate erhitzt, Wasser und Nudeln drauf, 20 Minuten gekocht und rein damit. Auch so ein Problem der Höhe...alles braucht länger bis es durchgekocht ist und wir müssen ziemlich mit unserem Liter Benzin haushalten denn bis San Pedro de Atacama wird keine Auffüllmöglichkeit kommen.

Mit Sonnenaufgang stehen wir auf. Wir ziehen alles an was wir si in den Taschen finden denn noch ist es bitter kalt. Zum Glück hat sich der Wind in der Nacht gelegt und schon nach kurzer Zeit bringt die in dieser Höhenlage ziemlich intensive Morgensonne eine angenehme Wärme. Nachdem wir zusammengepackt haben müssen wir die Taschen und Räder getrennt den Abhang zur Piste hochtragen. Heute wollen bzw. müssen wir die Laguna Colorada erreichen denn unsere Wasservorräte neigen sich dem Ende zu. An der Lagune gibt es einen Süßwasserzufluss an dem wir neues Wasser filtern können.  Auf der hügeligen Weiterfahrt passieren wir noch einen Salzsee und die Station zum Eingang des Nationalparks. Der Eintritt ist für bolivianische Verhältnisse ein absoluter Wahnsinn! 300 Bolivianos müssen wir zu zweit blechen, also etwas mehr als 40 Euro. Dafür gibt es eine kleine Broschüre, auf Nachfrage ein paar ungenaue Informationen zu Route und Wassernachfüllmöglichkeiten und nach 3 Minuten versinkt der freundliche junge Mann mit der Marken - Piloten- Sonnenbrille und dem  chinesischem I-Phone Verschnitt wieder in der tiefen Gründen einer Whatsapp Konversation.

Wir radeln weiter und erhaschen bald die ersten wahnsinns Blicke auf die im Nachmittagslicht rot gefärbte Laguna Colorada. Die "Bunte Lagune", die sich aufgrund von einer bestimmten Algen Art je nach Intensität der Sonneneinstrahlung in verschiedene Rottöne färbt. Wir haben ausgiebig Zeit das ganze zu betrachten denn wir schieben im prallen und heftigsten Gegenwind mit 3 Km/h. Es sind die Momente wo man nicht nur mit der Naturgewalt zu kämpfen hat sondern vor allem  gegen seinen inneren Schweinehund! Auf dieser Route wird einem nicht nur physisch einiges ab verlangt sondern vor allem mental. Ich würde sogar behaupten das meiste...dennoch ist es schwierig auf dieser Route wirklich zu verzweifeln denn diese einmalige und oft wie im Märchen wirkende Naturkulisse macht alles wieder wett.

first impressions of the Laguna colorada from above, erste Eindrücke der Laguna Colorada von oben

Auch einen Teil der Abfahrt zur Lagune runter müssen wir im Gegenwind schieben. Wir wollen zum Fluss um Wasser auf zu tanken aber sehen diesen weit und breit nicht. Die Sonne steht schon wieder recht tief und wir kommen nur langsam voran. Irgendwann sehen wir ein kleines Haus und überqueren dann doch kurz davor einen winzigen Bachlauf. Das muss er sein! Über dem einsamen Haus weht eine riesige bolivianische Flagge. Wir suchen erstmal Schutz vor dem reißenden Wind hinter dem Haus. Hier ist leider niemand auch wenn es so aussieht als könnte das eine Ranger Station sein. Wir kochen und warten aber es kommt auch bis knapp 19:00 niemand den wir fragen könnten ob wir im Schutz des Hauses unser Zelt aufstellen dürfen. Wir erkunden also die nähere Umgebung und stellen letztlich unser Zelt in einer Senke neben dem Bach einige Meter oberhalb des Hauses auf. Am Ufer der Lagune dürfen wir nicht zelten. Am Eingang zum Nationalpark wurden wir explizit darauf hingewiesen das es am Ufer nachts so kalt werde das es in der Vergangenheit schon Notfälle gegeben hätte.

Am nächsten Morgen sind unsere Wasserflaschen gefroren. Wir füllen unsere Wasservorräte auf den die nächste Möglichkeit gibt es erst wieder in zwei Tagen an den Thermalbädern der Laguna Chalviri.

Wir radeln die letzten Kilometer zum Ufer der sich bereits rot färbenden Laguna Colorada. Dieses Naturschauspiel ist irgendwie kaum zu fassen. Im rotgefärbten Wasser stehen hunderte von rosafarbenen Flamingos. Im Hintergrund türmen sich die schneebedeckten Gipfel der Anden und wir sind einfach nur still! Still vor Staunen und Ehrfurcht...

it was a cold night near the Laguna Colorada, es war eine kalte Nacht in der Nähe der Laguna Colorada

Laguna Colorada

Flamingos Laguna Colorada

Was nach diesem Morgen folgt soll der härteste Tag auf der gesamten Route werden. Wir entfernen uns von der Lagune in Richtung des Geysir Feldes "Sol de Mañana" welches wir noch heute erreichen wollen. Eigentlich ja nur eine 35 Kilometer Tagesetappe, müsste zu schaffen sein. Allerdings haben wir die Rechnung ohne den Wind gemacht. Punkt 12:00 Uhr mittags, als hätte jemand einen Schalter umgelegt bläst uns dieser ohne Vorwarnung in orkanartiger Stärke frontal entgegen. Den Anstieg schaffen wir nur schiebend hinauf....und den restlichen Tag auch nur und am Ende schieben wir insgesamt 15 Kilometer. Wir sind auf einer Art Hochplateau angekommen. Das Geysir Feld ist weit und breit nicht in Sicht. Mich übermannt ein Anflug von Verzweiflung. Eigentlich dürften es nur noch 3 oder 4 Kilometer zu den Geysiren sein aber für die letzten 4 Kilometer haben wir knapp 2 h gebraucht. Die Sonne ist bereits am untergehen und zum ersten Mal auf der gesamten Reise bekomme ich ein leichtes Panikgefühl...Panik keinen geeigneten Zeltplatz zu finden denn wir stehen in einer wüstenartigen Landschaft ohne Baum, Strauch oder Felsen die als Schutz dienen könnten. Der Wind ist so heftig das wir selbst zu zweit das Zelt weder aufgebaut, geschweige denn in diesem Boden verankert bekämen. Was nun?

Letztlich finden wir eine kleine Senke nur wenige Meter von der Piste entfernt. Steine gibt es genug und mit denen versuchen wir so gut es geht einen  Windschutz zu bauen. Irgendwie schaffen wir es auch, mit Hilfe dieser Steine das Zelt aufzubauen. Heringe können wir aufgrund des felsig-sandigen Untergrunds gar nicht benutzen. Wir müssen die Zeltleinen um riesige Felsbrocken schnüren und mit weiteren Steinen beschweren.  Ich erinnere  mich anschließend im Zelt an das Video der Firma Hilleberg  im Internet  wo für jeden  Zelt Typ, immer auf der gleichen wunderschönen windstillen Lichtung mit herrlichem Moosboden,   demonstriert wird wie das Zelt aufgebaut wird....ich muss schmunzeln! Man wächst mit seinen Aufgaben oder sollte ich besser Sagen mit der Umgebung?

Es soll unsere bislang höchste und windigste Nacht auf der Reise werden. Unser Tacho zeigt ganze 4900 Meter an und der Wind rüttelt mit brachialer Gewalt an den Zeltwänden. An schlafen ist kaum zu denken. Ab und an versinken wir in einen flachen Dämmerzustand, schrecken aber immer wieder hoch mit dem Gefühl zu wenig Sauerstoff zu atmen. Erst gegen vier Uhr morgens lässt der Wind nach und kommt schließlich zum Erliegen. Während wir um 6:00 ziemlich gerädert von der Nacht unseren Kaffee schlürfen brettern bereits die ersten Jeeps mit Touristen auf dem Weg zu den Geysiren an uns vorbei denn diese sollen kurz nach Sonnenaufgang am schönsten sein.

Mir ist das gerade alles ziemlich egal. Wird auch noch um 8:00 schön sein! Wir gönnen uns noch eine weitere halbe Tasse ziemlich starken Kaffees bevor wir zusammenpacken und losfahren. Es weht nicht ein Lüftchen. Sauwind! Als wäre nie was gewesen rollen wir mit 15 Km/h den Hügel runter. Noch eine Kurve und einen kleinen Anstieg hoch und schon stehen wir vor dem höchsten Geysir Feld der Welt auf 4490 Metern...die Strecke für die wir gestern noch knapp 2 h benötigt hätten radeln wir heute in 15 Minuten. Verrückt!

between Laguna Colorada and the geysires Sol de mañana, zwischen der Laguna Colorada und den Geysiren Sol de Mañana

Laguna Colorada from above after cycling a small pass, die Laguna Colorada von oben nachdem wir einen Pass hochgeradelt sind...Radko got some energy left....Radko hat noch Energie übrig :-)

Our highest and windiest night at 4900 above sealevel, unsere höchste und windigste Nacht: 4900 Meter über dem Meer kurz vor den Geiysiren

parts of the road are pretty difficult to cycle, Teile der Strecke sind ziemlich schwierig zu fahren!

Geysires Sol de Manñana 4990 m

Als wir bei dem Geysir Feld ankommen ist der Hauptteil der Jeeps schon an uns vorbeigebrettert. Wir sind hier die einzigen. Wir stellen unsere Räder ab und erkunden die brodelnden und dampfenden Löcher um uns herum. Inder Luft liegt ein penetranter Schwefelgeruch und überall zischt und dampft es. Genialer Anblick,  aber olfaktorisch betrachtet kommt Schwefel kombiniert mit dünner Luft auf knapp 5000 Meter nach einer fast schlaflosen Nacht fast einer handfesten Narkose gleich...wir radeln nach einer halben Stunde weiter auf der Suche nach Sauerstoff. Nach den Geysiren geht es nochmal ein Stückchen hoch und auch wenn uns der Beweis fehlt mutmaßen wir das wir hier vielleicht doch noch die 5000 Meter Marke auf der Tour geknackt haben. Heute meint es jemand gut mit uns wir wagen es kaum auszusprechen in der Angst es könnte sich dann sofort ändern: Wir haben für 10 Kilometer Rückenwind und dann den Rest der Etappe zu den Thermalbädern irgendwas, aber zumindest keinen Gegenwind. Wir kommen sage und schreibe bereits gegen 13:00 nach 29 Kilometern am Ziel unserer Tagesetappe an. Den Thermalbädern an der Laguna Chalviri. Auf dieses Etappenziel freuen wir uns seit Tagen denn...wir sind mehr als "ready" stundenlang im Wasser zu weichen um den Staub der letzten Tage los zu werden. Wasser ist in der Wüste leider rar und kostbar, als Dusche müssen bei solchen Etappen Feuchttücher herhalten und das ist mehr als unbefriedigend... Es knirscht wirklich alles. In den letzten Tagen wurden wir  immer wieder in  Staubwolken gehüllt. Beim Zusammenbeißen der Zähne ist es als würden wir auf Schmirgelpapier beißen. Unsere Räder, das Gepäck und wir sind von einer dicken Staubschicht bedeckt und die muss weg, zumindest bis morgen früh bis uns das erste Auto überholt hat :-)

Road between the Geysires and the Laguna Chalviri, Straße zwischen den Geysiren und der Lagune Chalviri

De Anblick der Laguna Chalviri ist das "unwirklichste" was wir jemals gesehen haben. In der rosafarbenen Wüste tut sich eine riesige türkisfarbene Lagune vor uns auf an dessen Ufer die rehartig wirkenden Vicuñas grasen. Ich komme mir vor als würde ich durch die Filmkulisse eines Fantasiefilms fahren...Drachen, Elfen, oder Fabeltiere gefällig, es würde einen hier nichts wundern......STOOOP!...das ganze Gedankenspiel nimmt ein abruptes Ende als plötzlich die Thermalbäder in Sicht kommen und ... alle Autos die uns seit dem Morgen überholt haben!

Laguna Chalviri

Vicuñas near/ am Ufer Laguna Chalviri

Aquas thermales Laguna Chalviri

we are not alone...wir sind nicht die einzigen Touristen :-)

Die Situation ist fast surreal. Mitten in der Einsamkeit der Wüste stehen plötzlich 40 Jeeps und Himmel und Menschen sind unterwegs. Der Anblick ist nahezu überwältigend. Ich frage ob es irgendwo Wasser und Essen gäbe und werde auf das Haupthaus verwiesen welches sich als Restaurant und kleiner Laden in einem erweist.

 An der improvisierten Kasse sitzt ein etwas gestresst wirkender Bolivianer. Im fehlen einige Zähne im Frontzahnbereich und die Wangen sind von Akne Narben gezeichnet. Der Raum ist brechend voll. An jedem Tusch sitzt eine "Jeepgruppe" und schaufelt Essen in sich rein, Die Luft ist heiß und stickig. Ich erkundige mich bei dem Kassierer ob es möglich wäre etwas zum essen zu bestellen und er sagt "kein Problem, könnt ihr in einer halben Stunde wieder kommen wenn die Touristen alle abgefahren sind? Dann kümmern wir uns in ruhe um Euch, ich zeige Euch wo ihr zelten könnt und ihr habt den Pool für Euch alleine". Das klingt ziemlich gut! Wir setzen uns vor das Gebäude in den Schatten und warten. Aus der halben Stunde werden 90 Minuten aber irgendwann gegen 14:30 stehen nur noch 2 Jeeps vor dem Gebäude. Radko sagt" Ist mir piep egal was es kostet, ich will endlich mal was vernünftiges essen". Bekommen wir dann auch. Einen riesigen Teller Nudelsalat mit Fleisch, Ei und frischem Gemüse oben drauf. Kostet unerwarteter Weise aber nur 2 Euro umgerechnet. Da schlägt Radko gleich noch ein zweites Mal zu :-)

Wir schieben unsere Räder zum Thermalbecken. Wir haben das Becken wirklich komplett für uns. Das Wasser hat bestimmt 40 Grad Celsius und wir hängen nach dem deftigen Mittagessen träge am Beckenrand. Inzwischen ist es wieder windig geworden und wir dürfen unser Zelt windgeschützt neben dem Restaurant aufstellen. Das baden kostet 6 Bolivianos, also nicht mal einen Euro und zelten können wir sogar kostenlos.

Bevor die Jeeps abgefahren sind kommen wir noch mit einen netten Schweizer Paar ins Gespräch. Sie schenken uns mehr als 3 Liter ihres gekauften Wassers und können ihren Jeep-Fahrer überreden uns einen halben Liter Benzin zu geben. Wir sind wie so oft beeindruckt von solchen Gesten. Für den Außenstehenden mag sich 3 Liter Wasser als Kleinigkeit anhören aber uns erspart es das Wasser aus dem Hahn aufwendig zu Filtern oder Wasser teuer zu kaufen. Danke Ihr beiden!

Gegen Abend kommen dann doch noch ein paar Jeeps an. Es sind die Touren die ihren Gästen das Massenbad im Thermalbecken ersparen wollen, auch gerne "Gringosuppe" von den Fahrern genannt. Es gibt einige wenige Zimmer an den Bädern und die werden von diesen Gruppen belegt und die Touristen können das Thermalbecken in Ruhe nach Sonnenuntergang genießen. Wir haben unser Zelt bereits aufgebaut als ein deutsches Pärchen zu uns kommt. Sie haben eine Plastiktüte voll mit Obst und Snacks in der Hand. Sie leben in Wien und kennen Sabrina und Wolfgang (dessen Blog wir auch gerne ab und an verfolgen- Wosa on tour). Sie hätten den Bericht über diese Route von Wolfgang und Sabrina gelesen und wüsten daher wie mühsam dieser Weg für uns Radfahrer sei und vor allem das wir keine Chance auf Obst in den knapp 10 Tagen hätten. Völlig verdattert stehen wir kurz darauf mit Äpfeln, Orangen, deutschen Müsliriegeln und einem besonderen Schokoriegel in der Hand da und sind mal wieder sprachlos über so viel Anteilnahme und Zuwendung. VIELEN Dank Ihr beiden wenn Ihr das hier lest! Ihr seit der Wahnsinn!! 

but in the afternoon everybody is gone and we have the pool for ourselfes, aber am späten Nachmittag sind alle anderen Touristen weiter gefahren und wir haben den Pool für uns alleine

Bereits zu Sonnenaufgang kommen die nächsten Jeeps an. Noch ehe wir unser Zelt abgebaut haben  stehen wieder 40 Jeeps vor dem Bad. Wir sind auf der Hauptstrecke der Lagunenroute angelangt und es fehlen nur noch wenige Kilometer bis zur chilenischen Grenze. Für uns noch zwei Tagesetappen aber für die Autos ist es nur noch ein Katzensprung. Auf der Piste ist den gesamten Tag relativ viel Betrieb in beide Richtungen. Während wir uns zur Dali-Wüste vorarbeiten sind wir ruck zuck wieder in eine Staubschicht gehüllt. Bad von gestern Ade...Die Dali Wüste wird nach dem gleichnamigen Künstler benannt denn der Blick auf diese surreale Landschaft könnte ebenso einem Blick auf eines der Dali-Gemälde entsprechen.

Inzwischen habt Ihr vielleicht schon bemerk...die Wüste ist gar nicht so langweilig wie man immer denkt, zumindest nicht auf dieser Rute. Nicht umsonst bedeutet "Ruta de Joyas Altoandinas" übersetzt "die Route der Schätze der Hochanden". Hinter jeder Kurve bietet sich einem eine neue Perspektive, neue Farben und neue Motive!

Wir fragen uns wie man diese ganzen Eindrücke aus dem Auto schafft in rasender Geschwindigkeit zu verarbeiten...ich gebe ehrlich zu das ich mir in 18 Monaten Radfahren doch ab und an mal (in einem klitzekleinen Moment der Schwäche) gewünscht habe in einem Auto zu sitzenaber hier ausnahmsweise wirklich nicht...!

sunrise at the thermal pools Laguna Chalviri, Sonnenaufgang über den Thermalbädern an der Laguna Chalviri

The tourists are back...the tour guides call this "Gringo Soup", die nächste Touristen Ladung ist angekommen. Die Reiseleiter nennen das hier "Gringo Suppe"

next stop: Desert of Dali, nächster Fotostop: die sogenannte Dali-Wüste

Wir erreichen unser letztes Nachtlager im Nationalpark. Nach 9 Tagen freuen wir uns einerseits auf ein bisschen "Zivilisation" in San Pedro de Atacama" in Chile aber ein wenn wir ehrlich sind könnte es ruig nich ein paar Tage so weiter gehen...Wir kommen relativ früh an der Laguna Blanca, der weißen Lagune an, und da uns der Gegenwind mal wieder zu schaffen macht beschließen wir nicht bis zum "Refugio"´zu fahren sondern an den Ruinen auf der gegenüber liegenden Seite zu zelten. Die Sicht ist grandios. Wir sitzen unterhalb der Ruinen auf der erhöhten Mauer wie auf einer Terrasse und genießen die Aussicht. Der Sonnenuntergang ist irgendwie viel zu schnell da und wir "müssen" ins Zelt... 

between Dali Desert and the White Lagoon, zwischen der Dali Wüste und der weißen Lagune

feels like cycling through a colourful painting, es kommt uns vor als würden wir durch ein farbenfrohes Gemälde fahren!

Vulcano Licancábur

Laguna Blanca

Camping at the Laguna Blanca, wir zelten mit Blick auf die "weiße Lagune"

Unser letzter Tag auf Boliviens Lagunen Route ist angebrochen und damit auch unser letzter Tag in Bolivien. Zur Grenze nach Chile trennen uns nur noch ein Anstieg und wenige Kilometer.

Wir radeln entlang des Ufers an der Laguna Blanca zum Posten des Nationalparks und geben unsere "Nationalpark-Bescheinigung" ab. An der Ranger Station dürfen wir noch einmal Wasser auftanken und dann radeln wir endgültig. Richtung Grenze. Den Ausreisestempel bekommen wir an einem winzigen Häuschen direkt oben auf dem Pass, Den Einreisestempel für Chile gibt es erst im 40 Kilometer entfernten San Pedro de Atacama. Was können wir zu Bolivien berichten? Wir haben (leider) deutlich weniger Zeit in diesem herrlichen Land verbracht als in andern Ländern aber dafür eine für uns sehr intensive. Würden wir die Lagunen Route nochmal fahren? Auf jeden Fall!  Diese Strecke war zwar einerseits bis dato die physisch und mental anstrengendsten Route auf unserer Reise aber anderer Seits auch mit Abstand die schönste!!! Eigentlich war Bolivien für uns eine große "Unbekannte" und wir waren mehr als überrascht von der beeindruckenden Natur dieses Landes. Wir hoffen irgendwann in der Zukunft einmal wieder nach Bolivien kommen zu können, das Land der Abenteuer und Abenteurer, vielleicht eines der letzten seiner Art!

cycling along the White Lagoon, entlang des Ufers der weißen Lagune

Flamingo Laguna blanca

we can already see the border to Chile, wir können schon die Grenze zu Chile sehen

Country no 15 is Chile, unser Land Nummer 15 ist Chile :-)