dream on two wheels

Bosnien, wir lieben es...!

Auf der Fahrt nach Goranci stoppt neben uns in einer Serpentine ein Audi. Auf fließendem deutsch werden wir gefragt ob wir uns nicht zufällig im Weg geirrt hätten. Wir erklären unseren Plan über eine kleine Passstraße zum Nationalpark Blidinje fahren zu wollen. Es ist bereits spät und es beginnt zu regnen. Im Auto sitzen Darko und seine Frau Mirijana.

Beide waren wie viele der Menschen hier während des Bosnienkrieges als Flüchtlinge in Deutschland. Darko hat sich anschließend bis vor kurzem  für eine deutsche Baufirma um das "ehemalige Jugoslawien" gekümmert. Nun hat er mit Erfolg eine eigene Firma in Mostar. Aktuell bauen sie sich ein kleines Wochenendhaus im nahe aber höher gelegenen Goranci. Hier sei es im Sommer nicht so unerträglich heiß wie in Mostar.

Wir verbringen einen schönen Abend miteinander und dürfen auf der bereits fertigen Terrasse zelten. Wir müssen versprechen wiederzukommen. Dann sei das Haus fertig und es gäbe natürlich jede Menge Cevapcici.

Das lassen wir uns natürlich nicht zwei Mal sagen :-)

Radko, Darko und Mirjana

wir dürfen vor dem Ferienhaus von Darko und Mirjana zelten. Danke!!!

Von Goranci geht es 20 Kilometer bergauf. Irgendwann wird der Asphalt zu Schotter und wir erreichen kleine Schneefelder. Der Pass liegt auf ca. 1450 Metern und bis zur Hauptstraße bleiben uns 10 Kilometer. Als unser Tacho nach mühevoller Arbeit 1400 Metern anzeigt liegt in einer Kurve  plötzlich Schnee auf der Straße.

Wir denken das es nur ein kleines Stück sein wird da hier der Wald dichter ist. Nach 2 Kilometern im inzwischen Tiefschnee für die wir 2 Stunden benötigen denken wir ans Umkehren. Es ist frustrierend aber wir haben einfach nicht die passende Ausrüstung dabei.

Im Schnee übernachten wäre kein Problem aber wir haben beide kein passendes Schuhwerk um ggf. 10 weitere Kilometer bis zur Hauptstraße durch kniehohen Schnee zu schieben. Wir wollen nicht "die beiden deutschen Touristen in Turnschuhen die nie wider auftauchten" werden und drehen schweren Herzens um. Kurz hinter der Schneegrenze zelten wir in der herrlichen Bergwelt unter einem Sternenhimmel den wir so zuletzt in Patagonien gesehen haben...

Am nächsten Morgen beginnen wir die Abfahrt in Richtung Neretva Fluss und dem Ort Slatina. Von Goranci aus fahren wir dafür noch ein paar hundert Höhenmeter über den nahegelegenen Bergkamm noch nicht ahnend das uns ohne das Umkehren ein Bergwelt-Spektakel der Superlative durch die Lappen gegangen wäre....! Die Abfahrt ins Tal ist der Wahnsinn und der Frust des Vortages schnell vergessen...

Von Slatina fahren wir weiter auf kleinen Straßen Richtung Kupres. "Kleine weiße Straßen" auf unserer Karte sind immer wieder für Überraschungen gut. Manchmal handelt es sich um gut ausgebaute asphaltierte Straßen, manchmal um Feldwege.

Die Straße nach Kupres führt uns über eine nahezu verlassene Hochebene. Die kleinen Dörfer sind die bekannte Mischung aus Ruinen mit Einschusslöchern, Bauernhäuser und Ställen. Man ist uns gegenüber sehr zurückhaltend aber wenn wir winken grüßt man uns freundlich zurück. Wir übernachten an einem winzigen See auf einer Wiese. Der Rest des Waldes ist mit Minenschildern versehen.

Am nächsten Morgen erreichen wir die Kleinstadt   Kupres. Wir müssen unsere Vorräte auffüllen. Als wir losfahren wollen spricht uns ein Mann auf fließend Deutsch an. Wir kommen ins Gespräch und er läd uns spontan in seine nahegelegene Käserei ein.

Smail und seine Frau haben während des Krieges in Deutschland gelebt. Smail ist examinierter Krankenpfleger und hat in seiner Zeit in Deutschland viele Jahre in diesem Beruf im Krankenhaus gearbeitet. Seine beiden Kinder wurden in Deutschland geboren. Als der Krieg vorüber war mussten sie Deutschland verlassen. Es war eine harte Zeit berichtet er. Bis heute ist es nicht einfach in Bosnien zu leben und eine Zukunft für die jüngere Generation zu schaffen. Viele der jungen Menschen hätten nur ein Ziel vor Augen, weg aus Bosnien. Mit der Käserei und seinem inzwischen mehrfach preisgekröntem Käse möchte er eine Zukunft für seine Kinder und alle Familien erschaffen die am Betrieb "hängen".

Wer nach Bosnien reist wird schnell merken. Mit englisch kommt man hier nicht weit. Mit deutsch fast immer. Viele Menschen hier waren als Flüchtlinge in Deutschland und fühlen sich Deutschland dadurch sehr verbunden.

Durch Smail erfahren wir wie hart  das Leben hier auch noch mehr als 20 Jahre nach Kriegsende ist. Seine Geschichte macht uns nachdenklich.

Smails Käse hat inzwischen mehrfach den ersten Platz auf den Käsemessen des "ehemaligen Jugoslawiens" gewonnen. Wir können bestätigen, der Käse schmeckt göttlich. Leider darf er wegen der benötigten Zertifizierung noch nicht in der EU verkaufen. Bis in die Türkei ist er aber schon vorgedrungen. 

Nach jeder Menge Cevapcici, Brot und natürlich Käse machen wir uns vollgegessen, und reich beschenkt auf den Weg.  

Ach ja gegessen wird wie in einer Familie zusammen. Er sei zwar "Chef" aber nur auf dem Papier. Er arbeite eben genau so mit und in den Pausen mache er täglich das Frühstück für seine Mitarbeiter.....Daumen hoch!!!

Radko und Smail. Tausend Dank für Deine Gastfreundschaft, die schöne Begegnung und den leckeren Käse!!!!!

Unsere Reise durch Bosnien und Herzegowina neigt sich leider bald dem Ende zu. Wir rücken der Grenze zu Kroatien schnell näher. Nach fast 2 Wochen in diesem Land müssen wir sagen das wir mehr als überrascht von der Schönheit und Gastfreundschaft dieses Landes sind.

Für uns ist Bosnien eine absolute Empfehlung und sicherlich noch viel weniger touristisch als sein Nachbarland Kroatien. Irgendwann werden wir ganz sicher zurückkommen um noch mehr von diesem faszinierenden Land zu sehen.

Ähnlich wie in Kolumbien haben wir das Gefühl das es den Menschen hier besonders am Herzen liegt der Außenwelt zu zeigen wie schön ihr Land ist und das man hier reisen kann und sich dabei mehr als willkommen fühlt!

Ein letztes Beispiel für diese Gastfreundschaft erleben wir kurz vor der Grenze nach Kroatien. Wir sitzen auf der Terrasse in einem Hotel und gönnen uns einen Kaffee. Nach einiger Zeit spricht uns eine junge Frau auf Deutsch an. Sie ist die Freundin des Chefs der uns bereits heute Vormittag vom Auto aus auf der Straße gesehen hat. Kurze Zeit später bekommen wir eine exklusiv Führung durch das wirklich schöne Hotel. Die Zimmer sind riesig, neu eingerichtet und der Saal für eine anstehende Hochzeit hergerichtet. Wir sind beeindruckt! Als wir zurückkommen steht noch mehr Kaffee und Torte für uns bereit. Natürlich aufs Haus...wow, was sollen wir dazu noch hinzufügen außer "Bosnien und Herzegowina, wir lieben es!"

Radko und Ahmet

Danke für Eure Gastfreundschaft, jede Menge Kaffee und Torte, wir sind zur Grenze "geflogen"